Marcel Schmuki






Der Liedermacher

Ich sitz in meinem Zimmer
Und schreib so vor mich hin
Draussen Sonnenschein wie immer
Während ich am Grübeln bin
Stundenlang nach Wörtern suche
Die der Punkt wärn auf dem i
Erfolg und Misserfolg verbuche
Auf dem Konto der Poesie

Und jedesmal umringt von Reimen
Seh ich von hier aus jenen Zug
Der stündlich ohne mich ins Blaue fährt
Lieder sind schön doch im Geheimen
Hab ich vom Reimen längst genug
Bei all den Zeilen, in denen heut kein Zug verkehrt.

So sitz ich hier und schreibe
Und zermarter mir das Hirn
Und durch die Fensterscheibe
Winkt weiss der Alpenfirn
Ich könnt was unternehmen
Zu zweit, zu dritt, zu viert
Raus aus den immergleichen Themen
Damit endlich was passiert

Doch jedesmal ... ins Leben fährt.

Keine Angst mein liebes Leben
Ich bin ja bald zurück
Verzeih, wenn ich mich, bemüht zu streben
nach neuen Worten bück
Vielleicht sind wir ja zum Schluss
Ich mein: am Ende unsres Lateins
Gut gereimt und aus einem Guss
Und letztlich doch noch eins

Spät am Abend nach all den Reimen
Steig ich müde in den Zug
Der mich langsam durch die Nacht nach Hause fährt
Gedichte sind schön und im Geheimen
Krieg ich vom Reimen nie genug
Ich mein: solang hier noch ein Zug verkehrt.